Identität
Ist es möglich Identität neu zu finden? Dieses Thema hinterfragt Rainer Stocké in seinen neuesten Werken. Die nüchterne Feststellung, dass alles Leben so schnell vergänglich sein kann, hat vieles auf den Prüfstand gestellt. Die neuesten Werke sprechen für ihn und damit für sich selbst.
In der Psychologie wird unter Identität häufig die Summe der Merkmale verstanden, anhand derer ein Individuum von anderen unterschieden werden kann. Diese Identität erlaubt eine eindeutige Identifizierung in physiologischer Hinsicht. Das klingt kompliziert, ist aber für jeden von uns letztendlich der Stempel der die Persönlichkeit prägt. Identität entwickelt sich; sie ist bei der Geburt anfänglich nicht vorhanden, entsteht aber innerhalb des gesellschaftlichen Erfahrungs- und Tätigkeitsprozesses, das heißt im jeweiligen Individuum als Ergebnis seiner Beziehungen zu diesem Prozess als Ganzem und zu anderen Individuen innerhalb dieses Prozesses. Wer die neuesten Bilder von Stocké genauer betrachtet, dem wird deutlich, welche Entwicklung er genommen hat.
Identität gilt unter vielen Wissenschaftlern als einen selbstreflexiven Prozess des Individuums. Ein Mensch stellt demnach Identität über sich her, indem er verschiedene Arten von Erfahrungen, so zum Beispiel innere, äußere, aktuelle sowie gespeicherte, über sich selber verarbeitet. Teilbereiche der Identität eines Menschen sind das Selbstkonzept, das Selbstwertgefühl und die Kontrollinstanz. Die Aufgabe des Individuums besteht nun darin, diese drei Instanzen miteinander in Verbindung zu setzen.
Genau diese Aufgabe setzt Stocké in seinem künstlerischen Schaffen um. Es liegt am Betrachter, Stocké zu erspüren und er wird erstaunt sein, welch innere Kraft in diesen Bildern liegt.
Dieter Mauer
Identität
Ich male einzelne Puzzlesteine meines Lebens und füge diese zu einer Gesamtheit zusammen. Alle visuellen Informationen bilden dabei eine unvollstandige Gesamtheit. Wenn ich die Vollständigkeit einmal erreicht haben werde, dann bin ich als Rainer Stocké identifiziert.
Meine neuen Arbeiten zeigen Erlebtes, Wunschdenken, Träume und Wahrheit. Der Prozess des Lebens – meines Lebens – wird für enge Freunde erkennbar. Die Suche und das Interesse an Neuem, die Neugier, die eigene Identität zu hinterfragen, in Frage zu stellen oder sie zu überprüfen, liegt mir nahe, zu ergründen.
Ich entdecke immer wieder Vergangenes oder neue Strömungen in meinem Leben, die ich verarbeiten will.
Mein Spieltrieb in den Bildern ist so z.B. ungebrochen.
Die Neugier treibt mich – ich weiß nicht wohin.
Ich entdecke meinen Körper neu in Selbstbildnissen.
Die Abbildungen sind real und gleichermaßen unwahr, da ich mich so, nicht unter die Menschheit trauen würde.
Die Landschaften füge ich so zusammen, wie es mir gefällt – es gibt sie nicht in der Realität.
Fragen wie: Wo ist denn das? … kann ich nicht beantworten.
Ich suche weiter nach Identität, die sich aus der Summe von Merkmalen zusammen setzt.
Ich bin zu den Wurzeln meiner Kunst zurück gekehrt: Fotografie und Malerei im Dialog. Doch eines hat sich wesentlich seit den 70ern in meiner Kunst geändert: Nicht mehr dort, wo Fotografie aufhört – also das reale Abbild als Bild – beginnt meine Malerei. Nein. Fotografie und Malerei sind mit allen Sinnen immer im Dialog. Ein Realismus des Phantastischen.
Der Nährboden für meine Arbeiten und Bilder sind die Pfalz und Südfrankreich.
Rainer Stocké